Fachschülerinnen und -schüler vollzogen die Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette Schwein nach

Das Projekt „Digitale Rückverfolgbarkeit und Transparenz entlang der Wertschöpfungskette Schwein in der Region Oldenburger Münsterland – Transparency in Pig Production (TiPP)“ setzt neue Maßstäbe in der digitalen Weiterentwicklung der Schweinehaltung. Mit dem Ziel, Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Tierwohl entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern, verbindet das Projekt Forschung, Bildung und Praxis im Oldenburger Münsterland – vom Stall bis zur Ladentheke.

Im Fokus stehen die Erfassung und Nutzung digitaler Daten mithilfe modernster Sensoren und Blockchain-Technologie (d.h. einer dezentral verteilten und unveränderten digitalen Datenbank). Dabei geht es nicht nur um technische Innovationen, sondern auch um den regionalen Wissenstransfer mit praktischen Bildungsangeboten für angehende Landwirtinnen und Landwirte.

Start in der Berufsschule: Lernen mit Sensorik und KI

Im März 2025 startete im Oldenburger Münsterland eine Wissenstransfer-Reihe zum TiPP-Projekt, die gemeinsam mit Hubert Focke-Meermann, Teamleiter für den Fachbereich Agrarwirtschaft an der Justus-von-Liebig-Schule, organisiert wurde und insgesamt vier Praxisbetriebe sowie die Versuchsstation Wehnen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen einbindet, um innovative Digitalkonzepte praxisnah zu erproben.

Eröffnet wurde die Reihe mit der Vorstellung des Projekts an der Justus-von-Liebig-Schule Vechta. Kurz darauf besuchten die Schülerinnen und Schüler einen TiPP-Praxisbetrieb, um sich vor Ort mit den eingesetzten Sensoren zur Klimamessung und Tierverhaltensanalyse vertraut zu machen. Dr. Matthias Filipiak vom Thünen-Institut (Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei) erläuterte während des Betriebsbesuchs, wie künstliche Intelligenz und Datenanalysen das Verhalten der Tiere, etwa auf Freilandflächen, auswerten können.

Augmented Reality im Stall: Digitales Lernen für Tierwohl

Ein besonderes Highlight während der Betriebsbesichtigung war die Simulation einer fachgerechten Nottötung mittels eines realitätsnahen Schweinekopfmodells, das das Netzwerk Fokus Tierwohl zur Verfügung stellte. Das Modell gehört zur sogenannten Augmented Reality, einer Technologie bei der durch digitale Informationen die Wahrnehmung durch computergestützte Inhalte erweitert wird. Über eine App wurde während der Nottötungssimulation die korrekte Anwendung des Bolzenschussgeräts in Echtzeit bewertet – ein Beispiel moderner, interaktiver Ausbildungsmethoden im Tierwohlbereich.

Einblicke in die Schlachtung: Transparenz und Qualität

Ein weiterer zentraler Baustein der Wissenstransfer-Reihe war der Besuch des Schlachthofs der Goldschmaus Gruppe in Garrel. Dort erhielten die Teilnehmenden umfassende Einblicke in Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung und Vermarktung von Schweinefleisch. Dr. Gerald Otto, zuständig für Tierwohl und Forschung bei Goldschmaus, betonte: „Regionalität, Qualität und Transparenz stehen bei uns im Mittelpunkt.“

Tiergesundheit im Fokus: Neue Befunddaten und Beratung

Besonderes Augenmerk gilt bei Goldschmaus der Tiergesundheit während des Schlachtprozesses. Neue Befundkriterien wie Treibespuren, Verletzungen an Ohr und Schwanz sowie Lahmheiten werden zunehmend dokumentiert. Tierärztinnen und Tierärzte begleiten jede Schlachtung und bewerten die Schlachttauglichkeit der Tiere. Auf Basis dieser Daten wurde ein Befundindex entwickelt, mit dem Betriebe im Benchmarking (d.h. einem Vergleich von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen verschiedener Unternehmen) miteinander verglichen werden können.

Ziel ist es, bei auffälligen Abweichungen frühzeitig zu intervenieren – etwa mit Beratungsseminaren, die Ursachen und Gegenmaßnahmen vermitteln. Erste Erfahrungen zeigen, dass diese Beratungsangebote zur Verbesserung der Tiergesundheit beitragen und somit das Tierwohl langfristig fördern.

Digitalisierung in der Fleischverarbeitung: Von der Zerlegung bis zur Blockchain

Den Schülerinnen und Schülern wurde zudem der gesamte Prozess der Fleischverarbeitung gezeigt – von der Zerlegung der Schweinehälften bis zur Herstellung von Würsten, Hotdogs und anderen Produkten. Die Führung durch die Produktionsstätten zeigte eindrucksvoll die kilometerlangen Abläufe.

Dennis Burke, Geschäftsführer der Goldschmaus Gruppe, erklärte: „In den letzten zehn Jahren hat sich viel in Sachen Tierwohl und Transparenz getan.“ Investitionen in moderne Anlagen und digitale Technologien, inklusive künstlicher Intelligenz, optimieren heute zentrale Produktionsprozesse. Auch die Blockchain-Technologie spielt im TiPP-Projekt eine zentrale Rolle: Sie gewährleistet den sicheren und transparenten Austausch von Produktionsdaten zwischen den Betrieben.

Praxisnaher Abschluss: Exkursion zu N&M Genuss und Miavit in Essen (Oldenburg)

Den Abschluss der Reihe bildete eine Exkursion nach Essen (Oldenburg) zu N&M Genuss und Miavit. Dort hörten die Schülerinnen und Schüler zunächst einen Vortrag von Christian Achilles und Dr. Aurelia Schütz von der Universität Göttingen zum Thema „Schweinefleisch richtig kennzeichnen – WAS Verbraucher*innen wissen und WIE sie sich informieren wollen“.

Im Anschluss folgte ein exklusiver Kurs zur Zerlegung und Verarbeitung von Schweinefleisch. Die Schülerinnen und Schülern besichtigten das Unternehmen Miavit, bevor sie in einem Workshop bei N&M Genuss unter Anleitung eine Schweinehälfte zerlegten, verschiedene Teilstücke zubereiteten und gemeinsam verzehrten. Dabei waren sie aktiv eingebunden und lernten praxisnah die Eigenschaften und Nutzung der Fleischstücke kennen.

Zum Abschluss erklärten die Teilnehmer: „Es war ein super interessanter Einblick und viele Informationen, die wir als Landwirte sowie Verbraucher mitgenommen haben, die wir so nicht kennengelernt hätten.“

Ein positives Resümee zog auch Fachlehrer Herr Focke-Meermann. Er hob hervor, wie motiviert und engagiert die Schülerinnen und Schüler während der Wissenstransfer-Reihe waren: „Von den Kosten bis zur Wertschöpfung diskutierten sie intensiv sowohl in den Betrieben als auch im Unterricht.“

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