Am Mittwoch, den 25.09.2024, besuchten Zeitzeuginnen der DDR-Geschichte die Justus-von-Liebig-Schule, um über den Alltag in der DDR und nach der Wende zu berichten. Petra Geng, die Großmutter von Said Cetinkaya, einem Schüler der Klasse 11 des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales, kam in Begleitung ihrer Schwester Heike Theis und ihrer Tochter Antje Cetinkaya.
Die drei Frauen, die in den 1960er bzw. in den 1980er Jahren in der DDR geboren sind, berichteten jeweils aus der Perspektive ihrer Generation, wie sie den Alltag in der DDR erlebten.
„Wir hatten eine schöne Jugend“, resümierte Heike Theis. Die Zeitzeuginnen berichteten den Schülerinnen und Schülern von einem Leben zwischen unbeschwerter Jugend und der Gewissheit, dass die Staatssicherheit (Stasi) überall lauerte. Werte wie Höflichkeit und Respekt gegenüber Erwachsenen, die Kindern früh vermittelt wurden, und regionale sorbische Traditionen des Spreewaldes, aus dem die Zeitzeuginnen stammen, wurden ebenso thematisiert wie die ideologische Indoktrination in der Schule sowie in der Jugendorganisation FDJ.
Petra Geng berichtete über die Wohn- und Arbeitssituation in der DDR. Ihren Traumberuf als Friseurin erhielt sie nur durch Beziehungen. Natürlich wurde auch über die Mangelwirtschaft in der DDR gesprochen. „Wir haben nichts vermisst, weil wir es nicht anders kannten“, stellte Heike Thies fest.
Berichtet wurde auch, wie die Zeitzeuginnen die Überwachung durch die Stasi erlebten. Auch Fluchtgeschichten, die die Zeitzeuginnen im Familienkreis oder in der Nachbarschaft mitbekamen, sowie die Schwierigkeit, für wenige Tage einen Besuch in Westdeutschland zu machen, wurden thematisiert.
Mit dem Mauerfall, begann für die DDR-Bürger eine Zeit der Unsicherheit. Die Zeitzeuginnen berichteten den Schülerinnen und Schülern von ihren damaligen Ängsten, der Reizüberflutung beim ersten Besuch im Westen und dem Verfall von ganzen Städten im ehemaligen DDR-Gebiet, der bis heute anhält.
Neben den Erzählungen der Zeitzeuginnen machten auch originale Gegenstände und Dokumente aus der DDR, die Said Cetinkaya mitbrachte, die damalige Zeit lebendig: FDJ-Hemden, Pässe, Zeitschriften, Zeitungen, Fotos, Auszüge aus der Stasiakte seiner Familie und vieles mehr, das Said in den letzten Jahren gesammelt hat, brachte er zu Anschauungszwecken mit. Besonders interessant war für die Gymnasiasten mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik ein Kinderbuch, in dem die ideologische Erziehung offensichtlich zum Vorschein kommt. Die Gymnasiasten mit dem Schwerpunkt Gesundheit erhielten mittels vielfältiger Fotos aus einem Krankenhaus Einblicke in die medizinische Versorgung in der DDR.
Mit großem Applaus wurde am Ende der Veranstaltung den Zeitzeuginnen und Said dafür gedankt, dass sie den Schülerinnen und Schülern durch Erzählungen sowie Exponate die DDR- und Wendegeschichte so anschaulich nähergebracht haben.