Weit über 400 Zuhörer reisten auf Einladung der BRÖRING Unternehmensgruppe aus Dinklage, Boehringer Ingelheim Vetmedica sowie der Justus-von-Liebig-Schule Vechta am 22. September nach Löningen im Oldenburger Münsterland, um sich praxisnahe Anregungen für ihre tägliche Arbeit anzuhören. Die Veranstaltung „Fokus Schwein“ – mittlerweile im 10. Jahr – hatte wie immer Magnetwirkung – nicht zuletzt wegen der hochkarätigen Referenten und der herausragenden Organisation. In diesem Jahr gab es sogar noch einen Grund zum Feiern: Die Firma Bröring begeht ihr 125jähriges Jubiläum, wie Bernd Bröring, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens, zum Auftakt mitteilte.
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Ralf Remmert, Geschäftsführer der Prignitzer Landschwein aus Neudorf, stellte eine neue Haltungsform für Aufzuchtferkel vor. „Bei uns laufen die Ferkel in einer strukturierten Bucht, in der die Bereiche Koten, Fressen, Ruhen und Aktivität klar definiert sind und die Ferkel nutzen sie auch so. Die separate Kotfläche erlaubt uns, zwei Drittel der Fläche als Festfläche zu gestalten, auf der die Tiere komfortabler liegen als auf Spaltenböden und wodurch auch eine Fütterung von Strukturfutter möglich ist. So erreichen wir mehr Tierwohl. Zudem trennen wir Kot und Harn voneinander und nutzen die Einzelfraktionen im Betrieb als Dünger. Positiver Nebeneffekt: Die Tiere bleiben sauberer und es entsteht deutlich weniger Ammoniak.“ Er vermarktet sein Schweinefleisch über 18 Fleischereien. „Wir wollen Schweinehaltung wieder sichtbar machen, Tiere und Umwelt gut behandeln und in Kreisläufen denken – das honorieren meine Kunden.“
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Sauenhalter Stefan Fitschen-Hobbeling aus Deinstedt-Malstedt im Kreis Rotenburg (Wümme) verzeichnet seit Jahren ein stetiges Wachstum sowohl in der Betriebsentwicklung als auch in den biologischen Leistungen seiner Tiere. Er hält 1.000 Sauen, hat 4.600 Ferkelaufzuchtplätze und 3.200 Mastplätze. Er erreicht etwa 37 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr, und das mit „normalem“ Aufwand, wie er betont. „Wir machen eigentlich nichts besonders anders als Berufskollegen, aber das, was wir machen, tun wir sehr konsequent. Unverzichtbar ist allerdings das Tassensystem zur Beifütterung der Ferkel, denn da wir keine Ammensauen nutzen, müssen wir Sauen und Ferkel einfach mit Milchaustauscher unterstützen.“ Für die Zukunft setzt er in die weitere Optimierung von Kosten und Leistung. „Derzeit geben wir noch einen Teil der Ferkel ab, aber langfristig möchten wir für eine höhere Wertschöpfung unsere Tiere zu 100 % selber mästen.“
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Sebastian Thiemann aus Emsdetten stellte das Finanzportal COMPEON vor. Über dieses Portal können Mittelständler wie auch Landwirte Finanzierungsanfragen stellen und erreichen damit gleich mehrere Banken, die dann ein Angebot abgeben. „Digitale Marktplätze schaffen neue Transparenz.“ Der Finanzexperte ermutigte die Zuhörer, selbstbewusster auf die Banken zuzugehen. „Sie sind ein attraktiver Kunde und derzeit gibt es einen Wettbewerb der Banken um gute Kunden. Nutzen Sie das aus, um bessere Konditionen zu erhalten.“ Man sollte jedoch nicht nur auf den besten Zins achten, sondern das Gesamtpaket bewerten. Zudem schlug er alternative Finanzierungskonzepte wie Factoring und Wareneinkaufsfinanzierung vor, um die eigene Liquidität zu sichern und um sich flexibler an saisonale Schwankungen anpassen zu können. „Mit diesen Alternativen binden Sie sich nicht jahrelang an eine Bank oder Kondition. Das kann bei Liquiditätsengpässen sehr sinnvoll sein.“
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Der Rechtsanwalt für Tierarzneimittelrecht Dr. Wolfgang Hansen aus Starnberg, Bayern, stellte klar, dass verschreibungspflichtige Tierarzneimittel nur nach Behandlungsanweisung vom Tierarzt eingesetzt sowie nur für die Dauer der Behandlung im Voraus und nicht auf Vorrat beim Landwirt aufbewahrt werden dürfen. Besonders die Antibiotika stehen im Fokus der Überwachung. Hier gilt es, Maßnahmen zur Reduzierung der Antibiotikaverbräuche zu ergreifen (Investition in mehr Hygiene, Management, Impfstoffe), denn leichter würden die Dokumentationspflichten sicher nicht. Reste dürften auch nicht einfach bei nächster Gelegenheit angewendet werden, auch dafür müsse es eine tierärztliche Anweisung geben. „Solch ein Vorgehen wird dann zum Problem, wenn im Schlachthof Rückstände eines Medikamentes gefunden werden. Das führt zur Überprüfung der gesamten Unterlagen und wird dann eine unsachgemäße Anwendung oder Unterschreitung der Wartezeit festgestellt, ist das eine Straftat.“ Er riet dazu, sich im Zweifel immer alles schriftlich vom Tierarzt geben zu lassen, damit die Beweisführung sichergestellt ist.
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Detlef Breuer vom Fachbereich Landwirtschaft der Justus-von-Liebig-Schule in Vechta zeigte den Zuhörern schließlich in humoristischer Weise auf, wie wichtig die Landwirtschaft trotz viel aktueller Kritik für die Bevölkerung ist. Sie sei aufgrund der preiswerten und qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die sie hervorbringe, der Garant für die innere Sicherheit und Stabilität. „So bleibt noch genug Geld übrig für Urlaube oder teure Autos. Landwirtschaft bietet Orientierung, Kontinuität und Verlässlichkeit und ist prägend für den ländlichen Raum“, so Breuer. Angesichts der aktuellen Marktbewegungen äußerte er sich zuversichtlich, dass die Preise anziehen. „Es fehlen derzeit 5 % Schweine, das zeigt uns auch die neue Tönnies-Maske, sie hat Signalwirkung. Der Schweinezyklus lebt, es bleibt spannend. Die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung wird sich wieder verbessern, da bin ich mir sicher “
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Weitere Informationen zu Fokus Schwein geben gerne Herbert Heger, Boehringer Ingelheim, herbert.heger@boehringer-ingelheim.com oder Björn Markus, BRÖRING Unternehmensgruppe, b.markus@broering.com
Titelbild (Quelle: Werkbild): Blick ins Publikum