Vom 08.06.2017 bis zum 10.06.2017 absolvierten 50 Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse der Berufsschule Landwirtschaft und der Fachoberschule Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie der BBS Vechta unter Leitung der Lehrer Dr. Kathrin Fleming, Catharina Betz und Simon Küest eine informationsreiche Studienfahrt nach Dänemark und Hamburg.
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Dabei standen die Wagyu-Rinderzucht in Negenharrie, die NOS Schweinebesamung in Schönbeck, die Flensburger Brauerei, der Danish Crown Schlachthof in Horsens, ein Milchviehbetrieb in Odder (DK), eine Hafenrundfahrt in Hamburg und der Cassenshof in Inzmühlen auf dem Programm.
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Erster Höhepunkt der Exkursion war der Holstein-Wagyu Betrieb der Familie Marquardt in Negenharrie. Der Betriebsleiter nahm sich sehr viel Zeit für die Besucher und stellte seinen Betrieb in einer interessanten und kurzweiligen Führung vor.
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Im Jahr 2008 gelang der Familie der Wiedereinstieg in die Landwirtschaft mit Wagyu Rindern, die eine besondere Fleischqualität bieten. Das Fleisch weist eine besonders starke Marmorierung auf und ist daher bei Feinschmeckern und in Sterne Restaurants sehr beliebt.
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Im Stall des Betriebes steht zudem die teuerste Färse Europas. Sie kostete auf einer Auktion ca. 34.000 €.
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Der Fokus des Betriebes Marquardt liegt auf dem Handel mit Embryonen und weiblichen Zuchttieren; Masttiere werden größtenteils als Kälber verkauft. Pro Jahr werden ca. fünf Tiere geschlachtet. Dabei ist je Rind mit Einnahmen zwischen 10.000 € und 15.000 € zu rechnen. Das Filet kostet ca. 600 €/kg, ein Stück aus der hohen Rippe 180 €/kg. Weitere Eckdaten des Betriebes sind: 200 Stallplätze, eigene Embryotransfer-Station und ca. 200 ha Grünland.
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Die nächste Station war ein Tochterunternehmen der „ZNVG“, die NOS Schweinebesamung in Schönbeck. Die „ZNVG“ vermarktet ca. 600.000 Mastschweine, 50.000 Jungsauen und 20.000 Rinder in Schleswig-Holstein. Der Fokus der Firma liegt bei der Vermarktung auf dem Markenfleischprogramm des Handelskonzerns „EDEKA Nord“.
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Die NOS Schweinebesamungs-Station in Schönbeck wurde im Jahr 2013 neu gebaut. Sie bietet Platz für bis zu 240 Eber. Neben Vorstufeneber liegt der Fokus auf Ebern der Rasse Duroc. Diese bringen ein schnelles Wachstum und vitale Tiere. Nach einem interessanten Vortrag über die Besonderheiten der einzelnen Eberrassen wurden den Schülern verschiedene Eber vorgeführt, um die Unterschiede direkt am Tier zu verdeutlichen.
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Zum Abschluss des ersten Tages wurden die Exkursionsteilnehmer von der Flensburger Brauerei in das Geheimnis des Bierbrauens eingeweiht. Dabei wurde erklärt, wie der Prozess des Brauens abläuft und welchen Anteil dabei die Landwirtschaft in der Region spielt. Diese liefert die Braugerste, ohne die kein Bier erzeugt werden kann. Beim Rundgang durch das Werk wurde auch die neue Abfüllanlage vorgeführt. Diese ist die modernste ihrer Art für Bügelflaschen. In der Flensburger Brauerei werden mittlerweile viele verschiedene Biersorten gebraut: Pils, Bockbiere, Weizen, alkoholfreies Bier und weitere Spezialitäten. Um das Brauen gewährleisten zu können, sind in der gesamten Brauerei Rohrleitungen mit einer Gesamtlänge von 5.000 Kilometern verbaut. Nach der Führung wurden die Besucher zum Abendbrot mit regionalen Spezialitäten inklusive einer Verköstigung der Brauereiprodukte eingeladen.
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Der zweite Tag der Studienreise begann mit einer Besichtigung des größten Schlachthofs Dänemarks, „Danish Crown“, in Horsens, der zugleich der modernste Schlachthof in Europa ist. Dort werden 110.000 Schlachtschweine pro Woche geschlachtet. Es arbeiteten hier 1.800 Angestellte aus 40 Nationen. Multikulturalität ist dabei Programm, denn die Herkunft der Arbeiter ist sekundär. Bei der Firma „Danisch Crown“ gibt es zwei Einstellungskriterien: Es wird eine effektive Arbeit gefordert und die Angestellten müssen Dänisch sprechen oder die Sprache lernen. Dazu werden nach der Arbeit Sprachkurse angeboten.
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„Danisch Crown“ bemüht sich um ethische Produktion. Den Schweinen soll es bis zu ihrem Tod so gut wie möglich gehen. Tierwohl und gute Transportbedingungen sind daher Pflicht. Die Lieferbetriebe verpflichten sich ebenfalls zu dem Standard und schließen einen sogenannten „Code of practice“ mit „Danish Crown“ ab.
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Die Betriebsbesichtigung war sehr informativ. Über einen Beobachtungsgang wurde die Führung sehr besucherfreundlich durchgeführt. Zudem wurde die Führung mit Infotafeln und Videos unterstützt.
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Die nächste Besichtigungsstation war der Milchviehbetrieb von Hans Jacob Fenger. Es handelt sich um einen besonderen Milchviehstall. Dieser wurde vor dem Bau von einem Fonds verschiedener Firmen unterstützt. Ziel des Betriebes ist es, der Bevölkerung die Möglichkeiten moderner Tierhaltung zu demonstrieren. Deshalb steht der Hof für jedermann offen. Ein Besuch ohne Anmeldung ist jederzeit möglich. Die Besucher können zudem überall reinschauen. Für die Transparenz wurde viel investiert. Pro Tierplatz kostete der Stall umgerechnet 12.000 €, mehr als doppelt so viel wie bei einem Milchviehbetrieb im Landkreis Vechta.
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Der Betrieb hält momentan 420 Kühe. Davon werden ca. 360-370 Kühe gemolken; die restlichen Kühe sind Trockensteher. Die Milchleistung liegt bei 12.500 kg pro Jahr. Die vier Angestellten erwirtschaften je Arbeitskraft 1.000.000 kg Milch. Die Besucher des Hofes können frische Milch direkt an einer Milchtankstelle am Stall kaufen.
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Zur Fütterung der Tiere wird eine Kompakt-TMR eingesetzt. Hierbei wird der gemischten Futterration etwas Wasser zugegeben. Dadurch können die Tiere weniger zwischen Rau- und Kraftfutter selektieren und nehmen ein gleichmäßigeres Futter auf.
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Die weiblichen Kälber werden selbst aufgezogen. Die männlichen Kälber werden in einem Alter von sechs Wochen verkauft.
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Als Krönung des Rundganges konnten die Schüler der Geburt eines Kalbes beiwohnen. Das Neugeborene ist munter und wohlauf.
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Am dritten Tag ging die Studienfahrt mit einer Hafenrundfahrt in Hamburg weiter. Interessant war die Entladung eines bis zu 16.000 Containern fassenden Schiffes am Burchardkai. Aufmerksamkeit der Schüler fanden außerdem die Speicherstadt, der Elbstrand, die Elbphilarmonie, ein Aida-Kreuzfahrtschiff sowie zwei sich im Bau befindliche Fregatten der Bundeswehr.
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Die letzte Station der Klassenfahrt führte zum Cassenshof nach Inzmühlen. Die Familie Voss stellte ihren Betrieb vor, der auf die Selbstvermarktung spezialisiert ist. Im Fokus liegen dabei die Betriebszweige Bio-Spargel, Bio-Kartoffeln, Gänsemast und Legehennenhaltung, deren Vermarktung im eigenen Hofladen vor Ort und in einem Hofladen in Hamburg erfolgt. Auf dem Betrieb werden auf ca. 20 ha Bio-Spargel und auf ca. 10 ha Bio-Kartoffeln angebaut. Es werden ca. 1.000 Gänse gehalten, die zu Weihnachten verkauft werden. Weiterhin hält man 20.000 konventionelle und 10.000 Bio-Legehennen.
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Die Gäste nutzten die Chance, den konventionellen Legehennenstall sowie die Eierpackstelle zu besichtigen. Die Packstelle ist wichtig, weil der Betrieb erst dadurch die produzierten Eier auch im Supermarkt mit eigenem Logo anbieten kann. Fast alle erzeugten Produkte werden auch direkt vermarktet; ca. 10 % über den Landhandel. Beliefert werden insgesamt 350 Supermärkte zwischen Hamburg und dem Harz sowie zwischen Bremen und Uelzen. Dabei steht die Marke „Cassenshof“ im Vordergrund. Insgesamt werden auf dem Hof und im Hofladen 35 Arbeitskräfte plus Saisonkräfte für die Spargelernte beschäftigt.
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Der Seniorchef Voss und seine Tochter nahmen sich freundlicherweise für die Besucher sehr viel Zeit, um den Betrieb ausführlich vorzustellen.
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Zum Abschluss dankten die Studienfahrtteilnehmer dem Reiseunternehmen Kohorst, insbesondere dem Busfahrer Uwe Becker. Durch ihn gestaltete sich die Fahrt äußerst unkompliziert und stressfrei.