2. Projekttreffen – Bauern treffen Händler, Händler treffen Bauern

Bereits im letzten Jahr trafen sich Schüler*innen der Bundesfachschule des Lebensmittelhandels aus Neuwied und der Fachschule Agrarwirtschaft – Schwerpunkt Betriebs- und Unternehmensführung – („Unternehmerschule Agribusiness“) der Justus-von-Liebig-Schule Vechta im Oldenburger Münsterland um gegenseitige Einblicke entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu vermitteln. Nachdem bei dem letzten Austausch die Landwirtschaft fokussiert wurde, erhielten die Teilnehmer*innen nun bei einer dreitägigen Tour ins rheinlandpfälzische Neuwied Einblicke in Bereiche des Lebensmittelhandels. 

Am ersten Tag gehörte neben dem fachlichen Austausch mit angeregten Diskussionen auch die Besichtigung eines tierwohlorientierten Schweinemastbetriebes mit zum Programm. Der Landwirt Willi Steffens vermarktet sein Fleisch direkt am Hof, in regionalen Supermärkten und über das Internet. 

Der Schwerpunkt der Gespräche war die aktuelle Lage aller Beteiligten in der Wertschöpfungskette Fleisch. Für einen regen Austausch wurden mehrere Referenten gebeten, ihre Positionen darzustellen. Aus den Bereichen des Lebensmitteleinzelhandels und der Landwirtschaft nahmen teil: Herr Franz-Martin Rausch und Herr Friedhelm Dornseifer vom Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) und Herr Dr. Wilhelm Jaeger von der Unternehmensgruppe Tönnies. Herr Willi Steffens als aktiver Landwirt nahm ebenfalls teil. Die Experten berichteten, dass der Trend zu einem bewussten Einkauf von Fleisch aus höheren Haltungsstufen, der sich während der Corona-Krise zunehmend abgebildet hatte, mit Beginn des Kriegs in der Ukraine gedämpft wurde. 

Die Preisentwicklung wird laut der Experten weiterhin vom Weltmarkt gesteuert. Der aktuelle Preis kommt unter anderem durch die Auslieferungssperre in wichtige Exportländer zustande. Die Referenten sind sich einig, dass die Betriebe mit dem derzeitigen Preisniveau für Agrarprodukte auf Dauer nicht existieren können. 

Am nächsten Morgen stand die Besichtigung eines großen Supermarktes auf dem Programm. Der Rewe Richrath in Köln legt sehr viel Wert auf Regionalität und verkauft im Frischfleischbereich ausschließlich das Schweinefleisch, welches in einem Schweinemastbetrieb aus der direkten Umgebung produziert wird. In dem Markt hängen außerdem Monitore, die Einblicke in die Tierwohlställe bieten. Mit diesem Modell soll dem Kunden die Landwirtschaft durch mehr Transparenz nähergebracht werden und somit letztendlich eine Stärkung der heimischen Nahrungsmittelproduktion erreicht werden. 

Am späten Nachmittag stellten Schüler der Food-Akademie Neuwied und der Unternehmerschule Vechta in Präsentationen ihre eigene Sicht auf die Bedeutung und Zukunft der Landwirtschaft sowie des Handels in der Wertschöpfungskette dar. Bei einem abschließenden Gespräch wurde deutlich, dass durch den gemeinsamen Austausch Verständnis für beide Seiten entwickelt wurde und nur durch eine Beteiligung aller Akteure in der Wertschöpfungskette ein Fortschritt erzielt werden kann. 

Dabei wurde auch deutlich, dass bei einem Teil der Lebensmitteleinzelhändler bereits ein Umdenkungsprozess stattgefunden hat und die Produktion der in Deutschland hergestellten Lebensmittel hier bereits eine zunehmende Wertschätzung erfährt. 

Am dritten Tag stand mit einer Besichtigung der Lidl-Filiale in Neuwied Niederbieber sowie des Lidl-Zentrallagers in Koblenz der Lebensmitteldiscount im Blickfeld. Dabei wurden den Schüler*innen die Effizienz eines Discounters sowie die verschiedenen Organisationsabläufe nähergebracht. 

Durch das positive Feedback aller Beteiligten wurde für das nächste Jahr ein weiteres Treffen vereinbart. Dabei soll den Schüler*innen vorrangig die Verarbeitungsbranche am Schlachthof Tönnies vorgestellt werden.

Text von Jasmin Hellbusch (Landwirtschaftskammer Niedersachsen)

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